Heiligsprechungsprozess

Lebenslauf des Václav Drbola

Kindheit und Studienjahre

Václav Drbola wurde am 16. Oktober 1912 im Ort Starovičky bei Hustopeče (Auspitz) als ältester Sohn der Eltern Václav und Růžena Drbolovi geboren. Diese Eltern haben in der Familie sieben Kinder aufgezogen. Nach der Grundschule studierte Václav das Realgymnasium in Hustopeče, dann nach der Maturitätsprüfung studierte er in dem Brünner Priesteralumnat Theologie. Von dem Bischof Josef Kupka wurde er am 5. Juli 1938 in Brno zum Priester geweiht.

In die Geistliche Verwaltung trat er im September 1938 in Slavkov bei Brno an, am Anfang des 2. Weltkrieges wurde zum Kooperator in Čučice bestimmt, und ab dem Jahr 1943 wirkte er als Kaplan in Bučovice.

Kaplan in Bučovice

In den vierziger Jahren des 20. Jahrhunderts wirkten in Bučovice (Butschowitz) mehrere Priester. Der Kaplan Drbola hatte vor allem zur Pflicht den Religionsunterricht in den beigefügten Orten. Er war auch in den örtlichen Vereinen und der Tschechoslowakischen Volkspartei tätig. Für sein mildes, aufopferndes Gemüt und seinem starken Charakter war er ein beliebter und geehrter Priester. Außer der Kirche und dem Religionsunterricht traf er mit seinen Pfarrkindern vor allem in dem Vereinshaus, wo sich  Tätigkeit der Gesellschaft der katholischen Handwerksgesellen und der Turngesellschaft Orel (Adler) stattfand. Václav Drbola war offensichtlich ein guter Organisator, denn er führte beide angeführten Vereine und außer der Theaterspiele vorbereitete er auch die Feier des Priester Jubiläum von František Raška, dem Dekan in Bučovice, an welcher auch der Brünner Bischof Karel Skoupý teilnahm. Zu den Interessen des jungen Priesters gehörte vor allem die bildende Kunst, er sammelte auch Bilder.

In Bučovice betrafen den jungen Priester Folgen des Umsturzes, welcher im Februar 1948 ausbrach. Ab dieser Zeit wurde der Kaplan von Bučovice von den kommunistischen Funktionären scharf verfolgt, da er für seine bisherige Tätigkeit in dem öffentlichen Leben als eine dem neuen Regime nicht gewünschte, unbequeme Person vorkam. Nach einer längeren Zeit wurde er dann nicht mehr so bewertet, denn er trat nicht öffentlich gegen die kommunistische Politik auf. Doch seine innere Stellungnahme zu dem damaligen Regime und den kommunistischen Parteifunktionären bezeugt die 31 Seiten aufweisende Handschrift vom Februar 1950, genannt Historie der Ereignisse des Vereines der katholischen Gesellen in Bučovice ab den Geschehnissen im Februar 1948. Herr Kaplan beschrieb sein Bemühen, seine Machtlosigkeit, den Verein vor Auflösung zu retten. Sein Vorhaben konnte aber nicht gelingen, der Verein „musste“ aufgelöst werden, da er ja die katholische Jugend betraf, und es auch das Eigentum des Vereines sollte beschlagnahmt werden.

In der Pfarrei Babice

Im Jahr 1950 wurde der Seelsorger Václav Drbola plötzlich auf in einen anderen Ort, nach Babice bei Lesonice, überwiesen. Der dortige örtliche Pfarrer Arnošt Poláček wurde wegen „staatsfeindlicher“ Tätigkeit in Untersuchungshaft genommen, und Václav Drbola wurde zum 1. März 1951 in Babice zum Kooperator und Pfarreiverwalter genannt. Seinen neuen Posten betrat er sofort. Pfarradministrator Drbola kümmerte sich sorgfältig in Babice um die ihm neu anvertraute Pfarrei, um diese in Ordnung dem Herrn Pfarrer zurück zu geben, wenn er  wieder zurück kommt. Er unterrichtete Religion in der Ortschule und den beigefügten Orten, unternahm die Reparatur der Orgel in der Pfarrkirche, und kümmerte sich um seine Hauswirtschaft.

Václav Drbola wirkte in Babice zu einer Zeit, wann die kommunistische Partei sich intensiv um die Beherrschung der Kirche und die Kollektivierung der Landwirtschaft bemühte. Diese Bemühungen prallten an Abweisung eines Teiles der Einwohner der Tschechoslowakei an. Die Bemühungen um Einführung des Kommunistischen Regimes prallten in den südwestlichen Orten Mährens umgekehrt an den Widerstand der Aufstands-gruppen an, die auf ihre Tätigkeit in dem Zeitraum des 2. Weltkrieges zurückkamen. Diese Gruppen wurden aber bald unter die Kontrolle der kommunistischen Geheimpolizei – des Staatlichen Sicherheitsdienstes gestellt. Einer der erfahrenen Aufrührer aus Zeiten der deutschen Okkupation in den Kriegszeiten und Widersacher des kommunistischen Regimes war der Bauer Antonín Plichta aus dem Ort Šebkovice. Als Babitzer Pfarrkind informierte Antonín Plichta den Priester Václav Drbola über seine Bemühungen.

Im Februar 1951, nachdem Ladislav Malý in diese Gegend kam, in die Städte Třebíč und Moravské Budějovice, änderte sich grundsätzlich die ganze Situation in diesem Stück Land. Der Abenteurer und Saufbruder Ladislav Malý, offensichtlich unbewusst von dem Staatlichen Sicherheitsdienst geführt, kompromittierte eine immer größere und noch anwachsendere Anzahl der Leute und begann sogar bewaffnete Sabotagetätigkeiten zu organisieren.

Nach einem Geplänkel in Heraltice, wurden im April 1951 umfangreiche Verhaftungen unternommen, bei welchen auch der Administrator in Rokytnice, Jan Bula, gewesener Mitschüler des Ladislav Malý, verhaftet wurde. Dieser Verhaftung ist Antonín Plichta entgangen und verbarg sich in dem Ort Cidlina. Václav Drbola erfuhr über den Versteck seines Pfarrkindes, welchen er für einen ehrlichen Mensch hielt, und gewährte ihm Kleidung und Lebensmittel.

In der hälfte des Monats Mai 1951 teilte dem Priester Václav Drbola Frau Dvořáková mit, dass sich bei ihr in Loukovice ein Mann versteckt, der angeblich ein westlicher Agent sei und mit seiner Gruppe den Prager Erzbischof Josef Beran aus der Internation befreite. Der Administrator Drbola machte sich auf den Weg nach Loukovice,wo er sich mit einem unbekannten Mann traf, der ihm als Herr Malý aus dem Ort Stařec vorgestellt wurde. Ladislav Malý fesselte den Priester Václav Drbola mit einer Geschichte über die Entführung des Erzbischof Beran, welcher er sich schon bei seinem Zusammentreffen mit Jan Bula bediente, jetzt aber änderte er den angeblichen Ort des Versteckes des Erzbischof. Václav Drbola teilte damals dem Ladislav Malý mit, dass er über Versteck von Antonín Plichta weiß. Ladislav Malý machte sich später auf den Weg zu ihm. Zu einem Treffen des Priesters Václav Drbola mit Ladislav Malý kam es noch mehrmals, der Administrator von Babitz hörte langsam auf, diesem Menschen zu glauben. Derzeit informierte er auch über den angeblichen westlichen Agent und Befreier des Erzbischofs seine Mitbrüder – die Priester in Rokytnice nad Rokytnou, welche ihn, nach Erfahrung mit den Umständen der Einkerkerung von Jan Bula – vor dem Ladislav Malý warnten. Bald danach wurde der Priester Václav Drbola inhaftiert. Dies geschah zu früher Morgenstunde am 17. Juni 1951.

Zur Niederschrift des Vorschlags auf seine Inhaftierung genügte, dass der Verdächtige über die Existenz der Abwehrgruppen in diesem Landstrich wusste, die aber schon längere Zeit von dem Sicherheitsdienst intensiv beobachtet wurden.

Die Inhaftierung des Administrators aus Babice weckte große Überraschung unter den örtlichen Einwohnern. Die Leute meinten als einzigen möglichen Grund der Inhaftierung ihres Priesters seine Abwesenheit an dem hier organisierten kommunistischen Friedensmarsch.

Untersuchung, Todesurteil, Hinrichtung

Gründe für die Inhaftnahme und Beschuldigung des Václav Drbola, ebenso wie des Jan Bula, wurden erst während der eigenen Untersuchung gefunden. Der Totschlag von drei Funktionären des Nationalausschusses in dem Ort Babice am 2. Juli 1951, ermöglichte, aus der Menge Festgenommenen diejenigen Personen auszusuchen, welche nicht als Regimegegner, sondern als Personen, die Wissen über die Täter der Kriminaltat haben, beurteilt werden. Václav Drbola, welcher direkt in dem Ort Babice wirkte und in der Nachbarschaft der Schule wohnte, wurde außerdem gezwungen, sich zur Anweisung zum Mord zu bekennen. Er sollte sich so zur Tat, die zwei Wochen nach seiner Inhaftierung begangen wurde, bekennen. Zur Tat, über welche er erst in der Haft erfahren hatte.

Augenzeugen, die sich in der Haftanstalt in Jihlava zur Zeit der Vernehmungen des Václav Drbola befanden, gedachten später der Klagen des gemarterten Priesters, die sie hörten. Václav Drbola wurde mit Gewalt dazu gezwungen, das gewünschte Szenarium auswendig für die Inszenierung des Gerichtsverfahrens zu lernen, wann er später, auf die Frage des Richters: „Herr Angeschuldigter, fühlen Sie sich schuldig, dass sie eigentlich auf diese Weise einer der Initiatoren des Mordes wurden?“ Er antwortete: „Ich bin mir bewusst, und sehe ein, dass auch ich ein solches Vorhaben dieser folgenden terroristischen Tat verursachte, die an diesen Leuten ausgeübt wurde.“

Der Gerichtsprozess wurde mit großer Eile schon für den 12.–14. Juli 1951 vorbereitet. Noch vorher aber entschied das politische Sekretariat der Kommunistischen Partei über  das Erteilen der Strafen den Angeschuldigten. Václav Drbola wurde in Jihlava von dem Senat des Staatsgerichtes Brno zur Todesstrafe für das Verbrechen Hochverrat und Anführung zum Mord zum Tode verurteilt. Sein Abruf wurde abgelehnt und die Hinrichtung wurde am 3. August 1951 nach fünf Uhr früh vollzogen. Mit seinen Nächsten konnte sich Václav Drbola nicht einmal in Briefen verabschieden, Jan Bula wurde es später doch bewilligt. Der Körper von Václav Drbola wurde verascht und am Zentralfriedhof in Brno aufbewahrt. Ende der sechziger Jahre aber wurde die Urne den Verwandten überreicht und später in das Familiengrab in Starovičky beigesetzt.

Es ist ersichtlich, dass über die zwei, Jan Bula und Václav Drbola, die Todesstrafe deshalb ausgesprochen wurde, weil sie Priester waren. Die damalige Justiz diente nicht der Gerechtigkeit, die Justiz war ein „Instrument“ „ein Hebel“ der Kommunistischen Partei, welche bestimmte Geistliche und damit eigentlich die ganze Kirche diskreditieren sollte. Dazu sollte auch diese Hetz-Propaganda führen, welche vor der Aburteilung der beiden Priester aufgeschürzt wurde.

Die desorientierte Öffentlichkeit verlangte in massenhaft niedergeschriebenen Resolutionen vor allem harte Strafen für die beschuldigten Priester. Ganz absichtlich falsch wurde über die „strafbare Tätigkeit der beiden Priester“ auch der Bischof von Brno, Karel Skoupý, informiert, welcher ein Ordinariat-Rundschreiben veröffentlichte, in welchem er anführte, dass er über Václav Drbola und den mit ihm zusammen abgeurteilten Priester František Pařil Degradation verkündigt. Dieses Rundschreiben war aber kirchenrechtlich nicht relevant. Auf der anderen Seite gab es schon zur Zeiten der Verurteilung von Václav Drbola Leute, die über diesen Priester besser informiert waren, den Prozess als konstruierten Prozess, und seinen Tod als Martyrium für den Glauben bezeichneten. Davon zeugt auch die tschechische Sendung der Station Radio Vaticana vom 16. Juli 1951, mit dem Thema: „Echter Grund des peinlichen Rechtes über Priester und katholische Laien. Aus den offiziellen Nachrichten werden wir es nicht einmal erfahren. Es handelte sich kaum um politische Gründe, denn die Priester wurden von ihrer ordentlichen Seelenobrigkeit vor jeglicher politischen Tätigkeit gewarnt, sowie auch vor dem hören der Ausstrahlung des vatikanischen Rundfunk. Es verbieten ihnen ihr Glauben und endlich auch ihr Verstand. Wurden sie abgeurteilt im Zusammenhang mit Verteidigung der natürlichen Rechte, und der unveräußerlichen Rechte der menschlichen Persönlichkeit, dann sind es  die echten Märtyrer.“